Augen aus Auschwitz

Die Sendung wurde am 12. Januar 2004 im Magazin „MixUp“ im StadtRadio Göttingen ausgestrahlt

IngeAUGEVor einiger Zeit erschien das Buch „Augen aus Auschwitz“ von dem Historiker Dr. Hans Hesse.

Bei Auschwitz denkt man eher weniger an Göttingen, aber das KZ Auschwitz und die Universität Göttingen sind durch Dr. Karin Magnussen verbunden.

Karin Magnussen studierte ab 1928 in Göttingen für ein Jahr Biologie, Chemie, Geologie und Physik.

Zwischendurch studierte sie in Freiburg, kam wieder zurück nach Göttingen und legte ihre Doktorprüfung im Mai 1933 in den Fächern Zoologie, Botanik und Geologie ab.

1931 trat sie der NSDAP bei.

Ab 1935 war sie Mitarbeiterin des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP Gau Hannover.

1936 erschien ihr Buch „Rassen- und bevölkerungspolitisches Rüstzeug“.

Das nur als Hintergrundsinformation zu dem Buch „Augen aus Auschwitz“.

Welcher Zusammenhang nun zwischen Karin Magnussen und Auschwitz besteht, erfuhr ich in einem Gespräch mit dem Historiker Hans Hesse.

Sein Buch „Augen aus Auschwitz“ befasst sich mit einer Oldenburger Sinti-Familie. Worum geht es in diesem Buch?

Dr. Hans Hesse:

„Da geht darum, dass eine Biologielehrerin aus meiner Heimatstadt Bremen, sich von Dr. Mengele Augen von Kindern schicken lassen hat. Und zwar hatte sie Interesse an diesen Augen, weil diese Kinder verschiedenfarbige Augen hatten. Das linke Auge war zum Beispiel braun und das rechte Auge war blau und das nannte man Heterochromie. Diese Biologielehrerin Karin Magnussen hat an dem Kaiser-Wilhelms-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin-Dahlem gearbeitet. Einem sehr renommierten Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, der heutigen Max-Planck-Gesellschaft und war mit dieser Thematik wissenschaftlich befasst. Sie hat dann, und das ist das eigentlich Schreckliche, durch Mengele in Auschwitz Versuche an diesen Kindern durchführen lassen. Sie hat versucht die Augenfarben dieser Opfer, dieser armen Menschen zu verändern. Dr. Mengele dann diese Versuche in Auschwitz durchgeführt und hat dort Augeneintropfungen vorgenommen. Das hatte für die Opfer zum Teil schreckliche Folgen. Eine Zeugin berichtet zum Beispiel, dass die Augen ausgeflossen seinen. Nach einer bestimmten Dauer, dieser in Anführungsstrichen „Behandlung“ hat dann Mengele die Kinder erwiesenermaßen durch eine Injektion ins Herz tot gespritzt. Er hat dann die Augen herausnehmen lassen und hat sie dann der Frau Magnussen zugeschickt, die dann diese Augen für ihre Zwecke weiter verwendet hat.“

Sprecherin:

Dr. Hans Hesse berichtet, wie es dann mit Karin Magnussen nach 1945 weiterging.

Dr. Hans Hesse:

„Nach 1945 hat sie dann in Bremen an einem Gymnasium Biologie unterrichtet. Sie war als beliebte Lehrerin bekannt. Und man lobte ihren interessanten Unterricht. Unter anderem hat sie auch Augenuntersuchungen mit den Schulkindern durchgeführt.“

Sprecherin:

Karin Magnussen verstarb am 19. Februar 1997.

(c) Ingeborg Lüdtke

Literaturhinweis:

Hans Hesse, Augen aus Auschwitz. Ein Lehrstück über nationalsozialistischen Rassenwahn und medizinische Forschungen. Der Fall Dr. Karin Magnussen.

Klartext-Verlag, Essen 2001

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